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,,Phone Phreaking``

,,Phone Phreaking`` ist ein Beispiel für das Eindringen in Netze, in diesem Fall das Telefonnetz der USA.

In der Zeit von ca. 1965-1975 benutzte AT&T, die damals noch das absolute Monopol über den Telefonbetrieb in den USA hatte, ein akustisches Signal, um das Ende eines Telefonats und damit das Stoppen des Einheitenzählers zu signalisieren. Dieses Signal wurde gesendet, sobald mindestens ein Gesprächsteilnehmer den Hörer auflegte. Das Signal an sich wurde lediglich dazu benutzt, um den Einheitenzähler zu stoppen - die Verbindung hingegen wurde nicht dadurch unterbrochen. Im Normalfall war dies auch nicht kritisch, da das Signal ja nur bei dem Auflegen eines der beiden Gesprächsteilnehmer erzeugt wurde, und somit die Verbindung ohnehin getrennt war.

Nachdem nun einige Personen herausgefunden hatten, daß AT&T eben ein solches Signal sendete, um den Kostenzähler zu stoppen, wurden zahlreiche Versuche unternommen, dieses Signal zu bestimmen und nachzuahmen. Hierbei tat sich besonders ein Hobby-Elektroniker namens John Draper hervor, der mit Hilfe elektrotechnischer Hilfsmittel bestimmen konnte, daß es sich dabei um ein Signal mit der Frequenz 2600 Hertz handelte. Dieses Wissen konnte man offensichtlich einsetzen, um sich eine hohe Telefonrechnung zu sparen: Wenn man dieses spezielle Signal erzeugen konnte, ohne daß einer der beiden Gesprächsteilnehmer den Hörer auflegte, konnte man weitertelefonieren - da ja die Verbindung nicht unterbrochen wurde -, ohne dafür weitere Einheiten angerechnet zu bekommen.

Es stellte sich nun heraus, daß dieses Signal von einer Kinderpfeife erzeugt werden konnte, wie sie der Cornflakespackung ,,Capt'n Crunch`` beilag. John Draper nahm als Schutz den Namen ,,Capt'n Crunch`` an und telefonierte eifrig im Land umher, wobei er dank der Pfeife enorme Telefongebühren sparen konnte: Nachdem sich der Gesprächspartner meldete, blies er einfach in die Pfeife und stoppte damit den Gebührenzähler; anschließend konnte er so lange weitertelefonieren, wie er wollte, ohne einen einzigen zusätzlichen Cent mehr zahlen zu müssen.

Natürlich behielt er diese Erkenntnis nicht für sich, so daß sich schließlich eine eigene Subkultur der ,,Phone Phreaks`` bildete, die ihrem Anführer nacheiferten. AT&T bliebt dieser Sachverhalt natürlich nicht verborgen, so daß Ermittlungen aufgenommen wurden und schließlich John Draper dingfest gemacht werden konnte. Es reichte indes lediglich zu einer Haftstrafe auf Bewährung sowie einer Geldstrafe.

John Draper alias ,,Capt'n Crunch`` entwickelte das von ihm gefundene System weiter, indem er die ,,blue boxes`` baute, die das gewünschte Signal automatisch erzeugten und ihm so die Arbeit abnahmen. Eines der letzten Modelle, das von ihm stammt, war in der Lage, beliebige Telefonnummern anzuwählen und herauszufinden, ob es sich bei dem Anschluß um einen Modemanschluß handelte oder nicht. Zusätzlich wurden alle gefundenen Modemanschlüsse protokolliert, so daß eine Liste von Modemanschlüssen produziert wurde. Hierfür wurde John Draper erneut verhaftet, doch diesmal sah das Gericht einen schwerwiegenderen Tatbestand und verurteilte ihngif zu einer Haft von einem Jahr ohne Bewährung.

Kurz darauf stellte auch AT&T endlich sein Schaltsystem um, so daß nun bei Senden des Signals auch tatsächlich die Verbindung unterbrochen wurde, womit den Phone Phreaks zunächst ein Riegel vorgeschoben war.

Interessanterweise ist ,,Capt'n Crunch`` inzwischen als Präsident einer Software-Firma im Silicon Valley tätig.

Wie ist nun das ,,Phone Phreaking`` zu bewerten? Es stellt ein Eindringen in andere Netze dar, so daß es eigentlich sogar unter den engeren Begriff des Hackens fällt, wie wir ihn hier betrachten. Andererseits möchten wir unsere Betrachtung hier aber aufgrund der größeren Bedeutung auf das Hacken mit Computern begrenzen, so daß auf das ,,Phone Phreaking`` in den nachfolgenden Abschnitten nicht weiter eingegangen wird.
 


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Guido Rößling

Tue Nov 21 16:05:48 MET 1995