Von den Telefon-Menschen
Die Gruppe der Menschen, die sich mit
dem ,,Phone-Phreaking`` beschäftigten, waren meist Menschen, die nicht
viel anderes im Sinne hatten, als Spaß zu erleben und ihre Telefonrechnung
ein wenig zu senken. Sie benutzten ihren, meist selbst zusammengebauten,
Computer, um sich mit anderen Leuten über Mailboxen zu unterhalten,
oder Nachrichten auszutauschen. Dabei fielen natürlich immens hohe
Telefonkosten an, die die meist jugendlichen Computerfreaks oftmals nicht
tragen konnten. Also suchte man nach Methoden, die Computer der Telefongesellschaften
zu überlisten. Mit Ausdauer und Glück schafften sie es schließlich
diese auszutricksen.
Allerdings wurden dabei immer neue
Methoden gefunden, die Computer weiter unter Kontrolle zu bekommen, so
daß es bald möglich war, beliebige Anschlüsse totzulegen,
Nummern zu verändern, einmal um die Welt zu telephonieren, um den
Nachbarn anzurufen, oder ganze Stadtteile lahmzulegen. D.h. aus einem ,,Spaß``
wurde bald eine ernste Sache, zumindest für die Telephongesellschaften,
denen auch größere Summen Geldes verloren gingen und die Angst
vor den Schadensersatzforderung ihrer Kunden hatten.
Das eigentliche Hacken dieser Gruppe
fing an, als dieser Personenkreis feststellte, daß es viele Computer
gibt, die mittels Telefonleitungen miteinander verbunden waren und man
in diese Eindringen konnte, wenn man die richtige Nummer kannte und es
gelang an Passwörter zu kommen
.
Von den Computer-Menschen
Angefangen hat alles, wie so vieles
in der Informatik, am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort
herrschte in allen Ingenieurswissenschaften ein merkwürdiges Selbstwertgefühl:
Man hielt sich für Ausgestoßene der Menschheit. Die Studierenden
der Computerwissenschaften hielten sich aber unter diesen noch für
die Ausgestoßenen der Ausgestoßenen. Sie verleugneten ihre
eigene Menschlichkeit und hielten sich für ein Werkzeug, welches nur
dazu da war, Probleme zu lösen. Dies beeinflußte sie natürlich
sehr stark. Sie hielten sich von anderen fern, verbannt in ihren Turm (dem
Informatikgebäude). So entwickelte sich eine eigene Subkultur, die
komplett auf den Computer ausgerichtet war. Sie glaubten daran, daß
Maschinen sie vom Rest der Menschheit abgeschnitten haben und sie nun von
Maschinen abhängig sind
.
Diese Computer-Menschen hatten ein
ganz besonderes Verhältnis zu Computern, das durch vier Wesenszüge
charakterisiert wurde, die sich bei vielen Hackern fanden und heute noch
finden:
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Der Bezug zum Computer war durch eine
Ästhetik der Einfachheit, der Verständlichkeit, der Kontrolle
und Tranzparenz geprägt. Es gibt in der Welt der Computer keine komplizierten
Emotionen und Irrationalitäten. Alles basiert auf einem Urache-Wirkungs-Schema.
Dies übte einen Reiz auf Menschen aus, die sich selbst für minderwertig
und ,,lebensunfähig`` hielten.
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Der Mensch konnte der Maschine zeigen,
wie etwas gemacht wird, was einerseits zu einer Identifikation mit dem
Computer führte, da sich das eigene Denkschema dem des Computers annäherte,
andererseits führte dies zu einem Durchbrechen des Machtschemas, in
dem die Maschine den Menschen beherrscht.
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Am wichtigsten ist wohl für diese
Seminararneit der Aspekt, daß der Computer ein mächtiges Werkzeug
für die eigenen Interessen darstellte. Dazu später mehr.
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der Computer hatte in den Augen von
Hackern eine eigene Psyche, ein fremdes aber doch vorhandenes ,,Gefühlsleben``.
Der Computer hatte Verstand und wurde als Freund akzeptiert.
Somit wurde der Computer nicht als Gegenstand
angesehen, den es zu studieren galt, sondern er war mehr, er ist zur Lebensform
geworden, in zweierlei Hinsicht: Als eigenständiges Lebewesen und
als Form des eigenen Lebens.
Als dann der Zugang zu Datennetzen
möglich wurde, traten die obigen Aspekte dieser Subkultur
deutlicher hervor: als echtes Hacken. Manche dieser Personen oder Personengruppen
benutzten Datennetze nun, um ihren ,,Horizont`` zu erweitern. Dabei gab
es aber lästige Schranken, wie Zugangssperren und Datensicherheit.
Es waren wohl auch Personen am MIT, die den Gedanken der absoluten Datenfreiheit
entwickelten (vgl. Kapitel 3.1.1).
Also mussten die Computer-Menschen zu Hackern werden.
Sie verfolgten dabei jedoch selten
den Gedanken, wirklichen Schaden anzurichten, sondern wollten immer nur
ihrer eigenen Ethik der Datenfreiheit dienen und zeigen, wie gut sie waren,
wenn es um Computer ging. Sie haben sich immer von den Leuten abgegrenzt,
die den Computer zu ,,bösen`` Zwecken nutzten.