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Vom Lernen und Studieren

Manche Hacker begründen ihr Tun mit dem Argument, sie würden nur aus akademischem Interesse in andere Computer eindringen. Gerade Studierende der Informatik seien auf ein fundiertes Wissen über die Funktionsweise von Betriebssystemen angewiesen. Da aber Hardware so teuer ist, würden sie in fremde Computersysteme eindringen, um sich die Funktionsweise der Betriebssysteme anzuschauen. Sie würden ja auch keinen Schaden anrichten, sondern sich nur ,,umschauen``.

An diesem Argument gibt es ebenfalls viele Kritikpunkte. So ist zum einen zu sagen, daß es schwer ist, einen Ausbildungsaspekt im Schreiben von Viren, Wurmprogrammen oder Trojanischen Pferden zu sehen. Dies vermittelt kaum Programmiermethoden, Abstraktes Denken oder theoretische Kenntnisse; Dinge also, die essentiell zum Informatikstudium gehören. Ebenfalls ist kein Lernerfolg darin zu entdecken, daß Viren und Würmer in einer unkontrollierbaren Umgebung (wie etwa dem Internet) einfach ,,freigelassen`` werden.

Als Analogie: Autos stehlen vermittelt kaum eine Vorstellung von Automechanik.

Zum anderen birgt das Kennenlernen eines Systems ohne fachgerechte Anleitung vielfältige Gefahren. Es kann sehr leicht passieren, daß ein System durch fahrlässiges Herumprobieren beschädigt wird. Dies kann aber bei sensiblen Systemen (man denke z.B. an Steuerungscomputer in Atomkraftwerken) sehr kritisch werden.

Sehr verwandt dazu ist der Einwand, daß die Menschen, die für die Zuverlässigkeit des Systems verantwortlich sind, sich nicht auf das Wort eines Eindringlings verlassen können, daß er oder sie nur ,,geschaut`` habe. Gerade wenn der Eindringling etwas fahrlässig zerstört hat, wird er oder sie behaupten nur neugierig gewesen zu sein und sich nur umgeschaut zu haben, aber nichts verändert zu haben. Der Systemverwalter würde also im Falle eines Eindringlings ständig Konsistenzchecks durchführen müssen, um die Verlässlichkeit des Systems garantieren zu können.
 


Guido Rößling

Tue Nov 21 16:05:48 MET 1995