Eine kurze Einführung in X.400



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Eine kurze Einführung in X.400

      Für den Austausch elektronischer Nachrichten gibt es ebenfalls einen von der ISO genormten Standard. Dieser wird mit X.400 MHS (X.400 Message Handling System) bzw. ISO MOTIS   (Message Oriented Text Interchange System; ISO 10021) bezeichnet.   Er ist das funktionelle Pendant zum im Internet verwendeten SMTP. X.400 wurde 1984 als X.400-X.430 Message Handling System von der CCITTgif eingeführt und 1988 deutlich in seiner Funktionalität erweitert. Der Begriff X.400 steht stellvertretend für eine ganze Gruppe von Protokollen mit unterschiedlichen Aufgaben.[Bla91] In Abbildung gif wird die grundsätzliche MHS-Struktur dargestellt.

  
Figure: Das MHS-Modell

Der Benutzer kommuniziert mit dem System über den ihm zugeordneten User Agent (UA).     User Agent User Agents sind also Programme, vergleichbar dem Programm elm aus der Internetumgebung. Mit ihnen wird das Versenden, das Lesen, die Organisation der Ablage usw. durchgeführt. Davon losgelöst sorgen die MTAs (Message Transfer Agent) für das Ausliefern   MTA = Message Transfer Agent der Mail. Sie entsprechen dem Programm sendmail.   MTA = Message Transfer Agent Die MTAs stehen untereinander in Verbindung. Das gesamte System der miteinander verbundenen MTAs wird als MTS oder Message Transfer System bezeichnet. MTAs können aber nicht nur     Verbindung zu UAs haben, sondern ebenfalls zu anderen Dienstelementen oder sog. Access Units (AU) und zu Message Stores (MS).         Über Access Units können Mails z.B. über Fax oder Telex ausgeliefert werden; Message Stores erlauben das Zwischenspeichern über einen längeren Zeitraum. Über die Schnittstelle PDAU (Physical Delivery Access Unit) können Mails auch durch die gelbe Post   ausgeliefert werden.

Der Aufbau einer MHS-Mail ist ähnlich der der Internet-Mail. Eine   Nachricht besteht aus einem Header (Kopf) und einem Body (Körper). Der Kopfteil enthält Absenderinformation, Datum, Betreff,... der Body enthält den eigentlichen Inhalt. Zum Versenden wird die Nachricht in einen Envelope (Umschlag) gesteckt, der mit   der Empfängeradresse und der Absenderadresse versehen wird. Man vergleiche Abbildung gif.

  
Figure: Aufbau einer MHS Mail

Ein wesentlicher Vorteil des X.400-Konzepts gegenüber der Internet Mail besteht in Vorkehrungen für das Versenden und Empfangen beliebiger Daten und nicht auf ASCII beschränkt zu sein.

Weiterhin erwähnenswert ist die X.400-Adreßstruktur. X.400-Adressen   bestehen aus einer Reihe von Namensattributen. In Tabelle gif werden die wichtigsten dargestellt.

 
Table:   Die X.400 Standardattribute

Mailadressen in X.400 heißen auch X.400-O/R-Namen   O/R Namen = Mailadressen   (Originator/Recipient Name). Es gibt Attribute, die zwingend vorgeschrieben sind und nur einmal auftreten, wie z.B. der Ländercode C, oder der Nachname S. Andere Attribute dürfen auch öfters vorkommen, OU beispielsweise bis zu viermal.

c=de;a=d400;p=uni-karlsruhe;ou=ask;ou=askhp;s=boden

wäre eine gültige Mailadresse in O/R-Schreibweise.

Prinzipiell ist es möglich, sowohl Mails aus dem Internet an einen X.400 Teilnehmer zu senden wie umgekehrt aus X.400 heraus ins Internet zu adressieren. Leider ist die Adreßstruktur beider Systeme vollkommen unterschiedlich. Eine Standardkonvertierung wie im ,,CompuServe``-Beispiel zu Beginn dieses Kapitels existiert Umformung zwischen O/R-Namen und RFC822-Schreibweise leider nicht, da jedes Land seine eigenen Konvertierungsregeln hat!   Daher sollen hier keine Konvertierungsregeln angegeben werden, da diese nur falsch sein können. Einige Organisationen bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, eine On-Line-Adreßkonversion durchzuführen. In Deutschland betreibt der DFN-Verein ein solches System, auf das mittels

telnet sirius.dfn.de
login:adressen
bzw. über die X.29 Nummer
45050335006

zugegriffen werden kann. Abbildung gif zeigt eine Beispielsitzung.

  
Figure: Adressenkonvertierung zwischen RFC822- und X.400-Schreibweise



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Aus: Internet: Werkzeuge und Dienste
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