Erniedrigte und Beleidigte Marc Ruef | 14.06.2005 Tendenziell werden Männer im Alter gereizter, aggressiver, im alt-berner Dialekt wird dies als "grantig" bezeichnet (Bisherige Untersuchungen im deutschsprachigen Raum konnten diesen Zusammenhang aber nicht zeigen). Mir wurde einmal von einem angehenden Arzt gesagt, dass dies mit der Verhärtung der Hirnrinde zu tun hätte. Ein ganz natürlicher Prozess. Ich bin nun 24 Jahre alt und meine, dass dieser bei mir schon eingesetzt hat. Schon lange habe ich mich nicht mehr so geärgert, wie diese Woche. Aber beginnen wir von vorn... Nach einem entspannten Wochenende bei meiner Freundin eilte ich am Sonntag nach Hause, da ich noch ein wichtiges Geschäfts-Email beantworten musste. Zu Hause angekommen merkte ich, dass keine Internet-Verbindung möglich war. Nach einer kurzen technischen Überprüfung meiner Installation kontaktierte ich telefonisch die Hotline meines Providers (CableCom/SwissOnline). Dort wurde mir nach den Standard-Fragen berichtet, dass das Modem aufgrund administrativer Differenzen auf Inaktiv gesetzt wurde. Mehr könne man dazu nicht sagen, ich solle mich mit dem Administrations-Support in Verbindung setzen; dieser sei jedoch erst am Montag wieder zu erreichen. Okay, mein wichtiges Geschäfts-Email musste also warten - Ich hasse es, wenn ich zu spät bin! Am Montag im Büro ruf ich die Administrations-Hotline an und frage nach dem Problem. Dort wurde mir berichtet, dass ich seit 4 Monaten keine Rechnung mehr beglichen hätte. Ich sagte verdutzt, dass seit Beginn des Geschäftsverhältnisses im Jahre 1997 ein Lastschriftverfahren am laufen sei, es zwar sporadisch Probleme gebe (wegen ihrer Chaos-Bude), mich in diesem Fall jedoch niemand informiert hätte. Die Dame konnte nichts darauf sagen und meinte nur, dass nach einer Einzahlung nach 4-5 Arbeitstagen mein Internet-Zugang wieder funktionieren würde. Toll, ich bin dazu verdammt, zu Hause TV zu schauen - Das ist ja noch schlimmer als die Hölle! Okay, gestern Abend setzte ich mich hin und wollte schon lange ein Auswertungs-Utility im Stil von amap (Application Mapper) programmieren. Das Tool mit dem Projektnamen pmap (Protocol Mapper) soll anhand verschiedener aktiver Tests ein an einem Port angebotene Anwendungs-Protokoll erkennen können. Nebenbei habe ich ferngesehen und auf CNN sowie N-TV mit Spannung den Freispruch von Michael Jackson verfolgt (Auch er kam 15 Minuten zu spät zum Gericht). Dieser wurde zwar in allen 10 Anklagepunkten freigesprochen - Laut einer Umfrage sind jedoch fast 50 % der Amerikaner der Meinung, dass dies ein Fehlurteil sei. Und dabei rühmen sich die Amerikaner doch damit, dass jemand so lange unschuldig ist, bis seine Schuld bewiesen ist... Ob und inwiefern nun etwas wahres an der Geschichte um Michael Jackson dran ist, kann ich (und wohl der Rest der Leute um mich herum) nur sehr schwer beurteilen. Für ein verlässliches Urteil fehlen die nackten Fakten und in einer solch heiklen Diskussion sollte man von emotionalen Mutmassungen absehen. Dass Korruption in der Politik und Wirtschaft keine Ausnahme ist, steht dennoch ausser Frage. Simon hat mich auf einen Artikel der Netzwoche (http://www.netzwoche.ch) aufmerksam gemacht. Bei einer IT-Ausschreibung gewann ein Ausschreiber im zweiten Durchlauf, wobei er den billigsten Konkurrenten in allen Punkten um wenige Franken unterbot. Welch Zufall. Vor allem erstaunlich, da er in der ersten Phase der Ausschreibung mit Abstand die höchsten Kosten vorlegte. Entweder handelt es sich hier um einen weiteren Fall von Wirtschaftsspionage oder wir können von einem Insider-Job reden. Die öffentliche Stellungsnahme liest sich sodann wie Hohn: 'Dass das beauftragte Unternehmen über Insiderwissen verfügt hätte, um den Zuschlag für sich zu ergattern, schliesst Frigerio aus. "Das ist systemmässig nicht möglich. Einerseits ist bei einem derartigen Ausschreibungsverfahren die Einsicht in vertrauliche Dokumente auf ein Minimum von Personen beschränkt, andererseits sind unsere Leute im Umgang mit WTO-Ausschreibungen gut geschult." Das BIT habe nicht den geringsten Anlass, die Redlichkeit der Abläufe anzuzweifeln. "Hätte ich andere Informationen, so müssten wir rechtliche Schritte einleiten", ist sich Frigerio der Ernsthaftigkeit des Falls bewusst.' Siehe dazu auch den jüngsten Artikel (http://www.netzwoche.ch/netzwoche/netzwocheticker-news.cfm?id=26561&datum=2005-06-14) der Netzwoche. Ach ja, mir fällt ein, dass sich Amerikaner in Umfragen ja gerne zu irren pflegen. Schliesslich ist momentan auch die Mehrheit der Bevölkerung doch der Meinung, dass der Einmarsch im Irak vielleicht nicht so gut war. Ob Herr Frigerio auch einen amerikanischen Pass hat? Ich merke, dass ich in den letzten Wochen wieder vermehrt mit Magenschmerzen geplagt bin. Wahrscheinlich sollte ich mich einmal mehr darin schulen, die unwichtigen und ärgerlichen Dinge des Lebens zu ignorieren. Das fällt mir oftmals schwer; vor allem dann, wenn ich ein indirekter Teil dieser unwichtigen und ärgerlichen Dinge bin. Vor allem fehlende Professionalität - ganz besonders in meinem beruflichen Umfeld - stösst mir immerwieder sauer auf. Ich arbeite nun schon 5 Jahre hauptberuflich als Security Consultant. Die Webseite betreibe ich seit über 7 Jahren und vor bald 10 Jahren habe ich meinen ersten Virus programmiert. Ich meine in etwas zu wissen, in in welche Richtung der Hase läuft... Klar, Menschen machen Fehler - Allen voran ich. Doch Fehler sollte man nur einmal machen. Danach höchstens nur noch absichtlich. Aber das ist alles unwichtig, denn in Bälde fliege ich für einige Tage nach Schweden. Dort gibts leckere Schweden-Torte und lustige Elche - Was will man mehr?