Der Sieg, der keiner war Marc Ruef | 11.11.2005 Meine ersten Monate im Internet empfand ich wie das "intellektuelle Paradies": Eine schier unendliche Anzahl an Informationen stand mir plötzlich zur Verfügung. Einfach, schnell, komfortabel und zum kleinen Preis sah ich mich in der Lage, mich praktisch zu jedem Thema zu informieren. Wunderbar, denn das habe ich mir spätestens seit dem Tag gewünscht, an dem ich zu lesen begonnen habe! Doch mit der Zeit stumpfte diese virtuelle Reiselust etwas ab. Das Alltagsleben im Internet verläuft eher in geregelten Bahnen. So gibt es etwa 10 Seiten, die ich tagtäglich aufsuche, um mich auf den neuesten Stand zu bringen. Nachrichtendienste, Zeitungen, Journale und Web-Portale. Auf einen Blick und mit einem Handgriff finde ich alles, was ich ich im Alltagsleben brauche. Ab und an packt mich die intellektuelle Reiselust wieder und ich will Neues im Netz der Netze entdecken. Da packe ich dann meinen Webbrowser und steuere über gängige Suchmaschinen oder bekannte Portale neue Gefilde in den Weiten des Webs an. Immerwieder ein Spass zu sehen, was man halt eben die letzten Monate nicht gesehen hat. Neues entdeckt man trotzdem immerwieder, auch wenn man meint, langsam alles gesehen zu haben. Als ich dann so diese Tage auf der Suche nach mir unbekannten Security-Sites herumgesurft bin, bin ich auf ein schönes Portal gestossen. Die Aufmachung sprach mich an und einige gute Dokumente wurden dort angeboten. Von meiner Neugierde getrieben wollte ich wissen, welche Seiten denn in der Link-Sektion geführt sind. Es waren primär altbekannte Angebote gelistet, die sich die letzten Jahre etablieren konnten. Doch meine kleine Webseite fehlte. Ich war enttäuscht. Als ich mir das Impressum des Auftritts ansah merkte ich, dass das Angebot von jemandem betreut wurde, mich dem ich schon mal per Email Kontakt hatte - Zwar vor vielen Jahren, aber ich konnte mich noch daran erinnern. Ich liess es mir also nicht nehmen einige freundliche Zeilen zum tollen Webauftritt zu verfassen. Ebenso bat ich darum, computec.ch in die Links aufnehmen. Das Antwortschreiben kam prompt. Nach einem freudigen Wiedersehen digitaler Freunde, liess er im nächsten Abschnitt eine kleine Bombe platzen: So habe er absichtlich computec.ch nicht in die Links aufgenommen. Ich war platt. Weiter im Text fand sich der Grund: Meine Webseite sei zu umfangreich und sein Angebot könne nicht mithalten - Durch einen Link würde man lediglich Besucher verlieren. Obschon oder gerade weil meine Webseite überdurchschnittlich gut ist, wird sie boykottiert? War dies nun ein Kompliment mit verheehrender Implikation? Quasi ein Sieg ohne Sieg. Ich war verwirrt. Den Link habe ich bekommen, doch noch viel wichtiger waren die Gedanken, die das Schreiben in mir aufbrachte. Ich wäre töricht, wollte ich die Qualität meiner Projekte mindern, um ein Mehr an Kooperation erfahren zu dürfen. Während der heutigen Zugsfahrt wurde mir klar, was meine Aufgabe sein sollte: computec.ch sollte nahezu perfekt werden, so dass - obschon "Konkurrenz-Projekte" Besucher verlieren könnten - in jedem Fall auf das Angebot verwiesen wird. Ansonsten gälte man selbst als "uninformiert" oder "nicht vollständig". Ich habe einen langen Weg vor mir, so dass mein Sieg doch noch zu einem Sieg wird. Ob ich genug Atem zu diesem Marathon habe, wird sich aber erst noch zeigen...