Eine der wichtigsten Lügen der Biometrie Marc Ruef | 11.12.2005 Vor einiger Zeit spielte sich in den Hintergründen, weit ab des Blickfelds des Volks, der Kampf um die Durchsetzung biometrischer Massnahmen ab. Kartell- und mafia-ähnlich müssen diese Zustände gewesen sein, in denen einander Zuspielungen gemacht und der potentielle Markt gerecht aufgeteilt wurde. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Heute ist eine andere Phase der Sinn der Gegenwart. Die Einführung der Nutzung biometrischer Merkmale wird durch Vater Staat vorangetrieben. Schleichend werden die Bürger zum regelrechten Einkauf eines Passes mit biometrischen Merkmalen gezwungen. Und potentiell unsichere oder wenigstens unzuverlässige Mechanismen wie RFID sollen dies unterstützen. Die Mafia, die hinter diesen Bestrebungen steht, versucht sich mit allen Mitteln schon im Vorfeld die Hände in Unschuld zu waschen. Der Trick besteht darin, dass die offensichtlich nachteilige Technik dem Bürger schmackhaft gemacht werden soll. Populistische Parolen werden mit Aussprüchen wie "mehr Sicherheit" oder "viel einfacher" gespickt. Man wäre ja dumm, würde man den Fortschritt, den unser Staat uns ermöglicht, nicht befürworten. In einigen Jahren, wenn die Welt aufwacht und realisiert, welche Instrumente sie den Machthabern in die Hand gespielt hat, dann wird es lediglich heissen: "Aber Ihr habt den Fortschritt doch auch gewollt, also beklagt Euch nicht." Und ja, dann wird sich auch niemand mehr beklagen, denn die Möglichkeiten derlei intellektuelle Dissidenten effizient dingfest zu machen, werden schier unerschöpflich sein. Die gegenwärtigen Menschenrechtsverletzungen der "Partei" in Fernost wird dann im Gegensatz wie ein Amateurtheater erscheinen. Erst gerade vor einigen Wochen las ich in der Zeitung, dass der Datenschutzbeauftragte der Schweiz meint, dass die neue Technik aus der Sicht des Datenschutzes unbedenklich sei. Und dann der wichtige Zusatz: "Solange diese Daten nicht ohne weiteres an Dritte weitergegeben werden." Ach ja, toll. Das ist in etwa genauso schöngeredet wie die folgende Aussage: "Betrunken autofahren ist keineswegs gefährlich ... Solange die Strassen eine Breite von 100 Metern haben, keine Kurven aufweisen und ich alleine auf der Strasse bin." Oder diese: "Krieg ist nicht schlimm ... Solange dabei keine Menschen zu Schaden kommen." Wer garantiert, dass die in höchstem Masse sensitiven Daten nicht durch Dritte missbraucht werden? Schwachstellen in Computersystemen sind heute so alltäglich wie das Zähneputzen. Moment, nein, eigentlich werden pro Tag mehr Schwachstellen bekannt gemacht, weder ich mir die Zähne putze - Bei weitem mehr! Nun ja, das Risiko besteht aber meines Erachtens nicht nur durch Dritte. Wer garantiert mir, dass nicht der Erheber der Daten selbst - es wird wohl der Staat oder eine "eingemietete" Firma sein - damit Unfug anstellt? Es braucht nur eine korrupte Figur in diesem Marionetten-Theater, und schon können tausende von persönlichen Informationen weitergegeben werden. Ich erinnere mich selbst in diesem Belang an den verwahrlosten Landstreicher aus Albert Camus' "Der Belagerungszustand" (L'état de siège, 1948). Dieser warnte stets vor der Pest. Niemand nahm ihn ernst, bis sie die ersten heimsuchte... In diesem Fall wird es nicht viel anders sein. Mich nimmt man wohl frühestens das erste Mal ernst, wenn die ersten Datenbestände abhanden gekommen sind. Die Chancen, dass dies noch innerhalb meines verbleibenden Lebens passieren wird, sind sehr hoch. An diesem Tag, das weiss ich schon jetzt genau, werde ich nicht aus dem Bett kommen. Vor allem deswegen, weil ich mich wohl nur wieder darüber aufregen würde, dass die Massenmedien die Sache einmal mehr schönreden wollen: Man will ja keine Panik verursachen.