Kaufen: ich kaufe, du kaufst, er kauft Marc Ruef | 30.07.2007 Grundsätzlich bin ich ein denkbar schlechter Konsument. Wieso? Weil ich nichts konsumiere. Ich lebe eigentlich sehr bescheiden: Benutze öffentliche Verkehrsmittel, gehe ab und an in Ausgang (die Getränke gewinne ich meistens beim Tischfussball) und leiste mir auch sonst selten typischen Luxus. Das meiste Geld gebe ich wohl für Essen aus. Schliesslich will ich mindestens einmal pro Tag gut speisen. Dass dann ein Mittagessen inkl. Getränk auch mal bis zu sFr. 30.- kosten kann (in Zürich leider nichts besonderes), nehme ich gerne in Kauf. Und wenn ich mir denn mal was leiste, dann ist es höchstens ein gutes Buch (habe im Zusammenhang mit dem Entropia-Projekt (http://www.computec.ch/projekte/entropia/) einige Titel zur Stochastik bestellt). Oder halt die monatliche Gebühr für World of Warcraft. Menschen, die etwas verkaufen wollen, haben es bei mir also immer schwer. In den meisten Fällen lautet meine Antwort: Ich habe keine Zeit und keinen Bedarf. Beides stimmt und da kann ich irgendwie auch stolz drauf sein. Ehrlichgesagt könnte ich mir nichts materielles vorstellen, was ich nun unbedingt haben möchte, wodurch sich mein Leben drastisch verbessern würde. Okay, vielleicht leiste ich mir wirklich mal ein teures Wasserbett - Schlaf ist nämlich unendlich kostbar -, aber solche Geschichten wie teure Kleider oder schnelle Autos erachte ich nicht als den Sinn des Lebens. Obwohl ich gegen beides auch nichts einzuwenden habe (Mein Traumauto wäre ehrlichgesagt ein Mercedes SLR!). Immer mal wieder klingelt bei mir im Büro das Telefon und irgendjemand will mir was verkaufen. Ich bringe es meistens schnell auf den Punkt, in der Regel dauert es unter 30 Sekunden, dass ich keinen Bedarf habe. Ruft aber jemand an, um mir ein Security-Produkt zu verkaufen, höre ich wenigstens die ersten 2 Minuten zu. Und die können manchmal wirklich die Qual sein. Wir bieten in erster Linie Dienstleistungen an. Dienstleistungen sollten nicht an Produkte gebunden sein, da man sonst die Objektivität verliert und sich durch die Möglichkeiten der Hersteller in der Wahl der möglichen Lösungswege einschränken lässt. Ruft denn mal wieder Panda Software oder Symantec an, um mir was zu verkaufen, dann versuch ich das gerne ein weiteres Mal zu erklären. Die meisten Leute wollen aber nicht verstehen, wenn ich sage, dass wir keine Produkte verkaufen. Die verduzte Antwort ist meistens: "Was machen Sie denn?!" Nachdem ich kurz erläutert habe, dass wir Sicherheitsüberprüfungen durchführen, will man dennoch weiterschwatzen und mir weiss machen, dass mit dem neuesten McAfee-Produkt dennoch alles viel besser wird. Okay, von mir aus. Das Gespräch endet spätestens nach 5 Minuten, nachdem ich gesagt habe: "Schicken Sie mir bitte die Informationen zu und ich werde mir das gerne anschauen." Meistens ist es aber wirklich nur, so wie ich erwartet habe, ein weiteres Non-Sense-Produkt ohne Sinn und Zweck. Der peinlichste Vertreter, den ich seit langem gesehen habe, war Trend Micro Anti-Spyware. Mit meinen Visual Basic-Künsten würde ich sowas wohl in 1-2 Tagen hinkriegen... Nicht selten denk ich mir, dass ich mir mit den Verkäufern einen Spass machen könnte. Beim letzten Gespräch hat mir einer erzählt, dass sie nun einen Trojaner-Scanner hätten und wir als Auditoren diesen ja auch einsetzen könnten. Schliesslich hätten sich schon einige Mitberwerben für diese Lösung entschieden. Es hätte mich nur zu gern interessiert, wer diese Mitberwerber sind. In der Schweiz gibt es nämlich fast keine andere Firma mehr, die ausschliesslich im Bereich des technischen Auditing tätig ist. Als nächstes wurde mir erzählt, dass die Entwickler einen enormen Vorsprung zur Konkurrenz hätten, weil sie die Viren nun automatisch untersuchen könnten. Schliesslich müsste man im Haupsitz pro Tag etwa 150'000 Dateien untersuchen. Ja, klar. Oder hat der einfach nur die Overview der SpamAssassin-Statistik vorgelesen? Jedenfalls freut es mich, dass nun Viren entlich automatisch untersucht werden können. Dann wird ja bald das Internet wieder sicher! Ach ne, CheckPoint behauptet ja schon lange "We secure the Internet". Schlussendlich bleibt bei mir das Gefühl, dass vor allem grosse Firmen der Security-Branchen gerne Leute einstellen, die eigentlich keinen blassen Schimmer von der Materie haben. Ich kann mich da nur an einen Security-Projektleiter eines Schweizer Providers erinnern, der nicht gewusst hat, was der Unterschied zwischen symmetrischer und asymmetrischer Verschlüsselung ist. Ist ja auch nicht so wichtig. Schliesslich kann man nun neu automatisiert 150'000 Viren pro Tag untersuchen. Juhuu! Bruce und Jon (http://www.computec.ch/_images/newspost_images/bruce_und_jon.jpg) würden aber wohl einen Lachanfall kriegen.