Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Market Marc Ruef | 12.11.2007 Ich kann es langsam echt nicht mehr hören. Dieses ewige Gekreische der Musikindustrie. Ihnen ginge es so schlecht, weil alle Leute nur noch Musikpiraten spielen wollen und niemand mehr Geld für die Musik ausgeben will. Seit vielen Jahren bin ich leidenschaftlicher Musiker. Ich habe als Bassist mit meiner Band (http://www.computec.ch/field/) seit 1995 über 150 Konzerte gespielt. Seit einigen Jahre spiele ich ausserordentlich gerne Schlagzeug sowie Violine und vorletzten Sommer (nach einem Besuch in Schweden) habe ich mir gar ein Akkordeon besorgt. Meine Musiksammlung ist auch ziemlich umfassend. So besitze ich wohl so gegen 1'000 CDs, die von den Beatles und Queen bis hin zu Nirvana und Slipknot reichen. Doch ich muss gestehen, dass die letzte Audio-CD, die ich voller Freude gekauft habe, im Jahr 2003 den Weg in mein Regal gefunden hat. Und zwar handelte es sich dabei um den damals jüngsten Streich der britischen Rock-Combo Coldplay. Über vier Jahre ist das nun her, und ich habe keinen einzigen Franken für neuen Nachschub an Musik ausgegeben. Ist denn das möglich? Ja, das ist es. Und zwar gibt es einfach nur mehr selten grossartige Musik, die sich zu kaufen lohnt. Das Gedudel, das Tag für Tag im Radio rauf und runtergespielt wird, ist wohl kaum eine Investition wert. Und alternative Bands, die es nicht ins Radio schaffen, sprechen mich auch höchst selten mit ihrem Album an (meist nur mit einzelnen Songs). Vielleicht liegts am Alter. Aber vielleicht liegts auch daran, dass der Musikmarkt zur aktuellen Stunde zu fad, produziert, kalkuliert und gewinnorientiert erscheint. Da sagen mir die Internet-Radios viel mehr zu. Deren Preis-/Leistungsverhältnis erscheinen mir zig mal besser. Denn egal, ob ich nun Bock auf die 80er Jahre oder alternative Rock habe, ich finde beispielsweise bei shoutcast.com (http://www.shoutcast.com) immer etwas. Und solcherlei freien Dienste wie pandora.com (http://www.pandora.com/) helfen stets dabei, neue Musik zu finden und damit seinen Horizont ein bisschen zu erweitern. Der armen Musikindustrie geht es ihres Erachtens schlecht und sie suchen seit einigen Jahren die Schuldigen. Musik-Piraterie und damit Tauschbörsen wie Kazaa waren in aller Munde. Und ja, eine Vielzahl der Leute, die sich in Peer-to-Peer Netzen vergnügen, werden wohl keine Alben kaufen. Aber das ist auch meistens diejenige Zielgruppe, die sowieso nicht von der Industrie anvisiert wird. Und ist man dann halt doch wirklich ein grosser Fan von Britney Spears, dann wird er sich auch ihr Album kaufen, auch wenn man einzelne Titel schon als MP3 vorliegen hat. Ironischerweise sägte und sägt sich die Musikindustrie fortwährend den eigenen Ast ab. Zunächst wurde das Internet als potentielles Marketing- und Verkaufsmedium gänzlich ignoriert. Im Zeitalter digitaler Medien war es dann nur eine Frage der Zeit, bis sich findige Köpfe um den effizienten Austausch digitaler Güter kümmern würden. Grossartige Projekte wie Napster, Kazaa und eMule waren die Folge davon. Jetzt hat die Industrie endlich begriffen, dass sich über das Internet Geld verdienen lässt. Die Preise für einzelne Songs und damit die Modelle des Verkaufs sprechen auch durchaus an. Aber durch technische Limitierungen mittels Digital Rights Management wird dem Spass ein Riegel vorgeschoben. Derlei Mechanismen verhindern beispielsweise, dass ich meine beiden Kid Rock-CDs auf meinen alten Geräten anhören kann. Und das, obwohl ich Geld für die Platten ausgegeben hatte. Muss ich nun echt eine neue Anlage kaufen? Wohl kaum. Genau mit solchen Aktionen hat es die Musikindustrie mit mir verscherzt. Ich habe keine Lust mehr, mich mit einer nicht-funktionierenden CD oder DVD herumzumühen. Dafür ist mir meine Zeit echt zu schade. Mit kritischen Utilities zur Einschränkung der Nutzungsrechte - einige davon sind regelrecht als Rootkit (http://www.heise.de/security/news/meldung/65602) zu verstehen - wird das Ganze jetzt noch eine Stufe dramatischer. Solange dieser Trend anhält, werden keine zehn Pferde mich dazu bringen, Geld für ein mittelmässiges Album oder einen durchschnittlichen Film auszugeben, den ich vor 5 Jahren noch freimütig gekauft hätte. Dies ist mein kleiner Protest.