Ab wann darf man sich geehrt fühlen? Marc Ruef | 07.04.2008 Protzigkeit, höchstens in überspitzten Zynismus gekleidet, liegt mir eher weniger. In Gesellschaften mag ich es, mich zurückzuhalten und die anderen Reden zu lassen. Dies hat entscheidende Vorteile. Zum einen kann ich meine Energie, der ich leider viel zu wenig mein Eigen nennen kann, sparen. Zum andere muss ich meinen Verstand nur zwischendurch aufblitzen lassen, um wenigstens halbwegs als vermeintlich klug zu gelten zu dürfen. Dennoch bin ich immerwieder darum bemüht, mich an neuen Dingen zu versuchen. Das irgendwie doch als extrovertiert geltende Schreiben liegt mir halt nahe und im Zeitalter des Internets ist die Darbietung einer eigenen Webseite trotzdem nichts mehr weltbewegendes. Immer mal wieder erhalte ich dann einen netten Zuspruch zu einer meiner Tätigkeiten. Unter den unzählichen Mails finden sich neben komplexen Fragen zu verworrenen technischen Sachverhalten auch die eine oder andere Liebenswürdigkeit. Dabei bekomme ich immerwieder Zeilen, die mich zutiefst ehren. Zum Beispiel, als ein Informatik-Professor mich angeschrieben hat, ob er eine meiner Präsentationen zum Thema Computersicherheit für seine Vorlesungsreihe nutzen darf. Ich selbst als jemand, der nie die Ehre hatte, an einer Universität eingeschrieben zu sein, freute mich natürlich über diesen Zuspruch. Interessant wird es aber dann, wenn von den entlegendsten Winkeln dieser Erde lustige Botschaften, meistens in einem sehr unterhaltsamen Englisch, eintreffen. So wurde ich vor einigen Jahren von einer japanischen Universität, der Name ist mir leider entfallen, für ein Interview bezüglich dem damals neu erschienenen Attack Tool Kit (ATK) (http://www.computec.ch/projekte/atk/) angefragt. Man wollte mir meine Aufwände mit 30'000 Yen (ca. 300 Franken (http://www.umrechnung.org/waehrungen-umrechnen/waehrungs-kurs-umrechner.htm)) entlöhnen, doch ich lehnte ab. Dass man scheinbar etwas darauf gibt, was ich zum Thema Sicherheitsüberprüfungen zu sagen habe, war mir Lohn genug. Leider wurde das besagte Interview nie in Englisch oder einer anderen mir zugänglichen Sprache veröffentlicht, so dass mir schlussendlich halt doch nur die schöne Erinnerung bleibt. Vor allem auch daran, dass meine damalige Freundin sich geärgert hat, dass ich sie wegen dem entgangenen Geld nicht zu einem schicken Abendessen einladen konnte... Die wohl grösste Ehre ist es aber immerwieder, wenn ich von jungen Menschen spannende Zeilen erhalte. Sei dies nun ein 12-jähriger Schüler, der unbedingt "Hacker" werde möchte. Oder jemand, der kurz vor dem Schulabschluss steht und seine berufliche Zukunft in Angriff nehmen möchte. Dass es Leute gibt, die meine Äusserungen wahrnehmen wollen, ist ein grosses Geschenk. Ab und an melden sich gar Lehrer bei mir, die ihren Schülern im Informatikunterricht etwas auftragen, das im Zusammenhang mit meiner Webseite steht. Da sollen dann Recherchen zu einem spezifischen Thema, wie Computerviren oder Firewalls, betrieben werden... Es ist schon spannend zu sehen, dass dann scheinbar zwanzig Leser zeitgleich durch die Seiten wuseln. Vielleicht vermochte ich indirekt einen dieser jungen Menschen in derartiger Weise für die Informatik und Informationssicherheit begeistern, dass er oder sie irgendwann neue Dinge erschaffen und wiederum andere für dieses Gebiet begeistern kann. Als ich zu schreiben begann, sagte ich mir immer: "Solange sich eine Person an meinen Schriften erfreut, hat sich der Aufwand gelohnt." Auch heute noch versuche ich an diesem schönen Gedanken festzuhalten.