Geschwindigkeit ist nicht alles Marc Ruef | 05.05.2008 Männer sind sehr lustige Geschöpfe. Es gibt wohl nichts deterministischeres, voraussehbares und leichter zu manipulierendes als der Mann. Es muss eine wahre Freude sein, als schöne Frau mit scharfem Verstand das vermeintlich stärkere Geschlecht zu instrumentalisieren. Vielleicht ist es aber auch ob seiner Einfachheit deshalb schnell langweilig ... Ich weiss es nicht. Sollte mir das nächste mal eine schöne und zugleich intelligente Frau über den Weg laufen, werde ich sie aber gerne fragen. Das männliche Gehabe in Bezug auf Stärke und Geschwindigkeit ist unbestritten. So interessiert sich doch wohl ein jeder Mann für irgendetwas kraftvolles oder schnelles. Ein schönes Auto, sei es nun ein Ferrari oder Hummer, bringt wohl die meisten Männerherzen zum Schmelzen. Andere erfreuen sich eher an Flugzeugen oder halt Waffen. Die Zunft der Informatiker ist da nicht viel anders. Hier interessiert man sich zwar tendenziell eher weniger für klassische Männerspielzeuge. Hinter vermeintlicher Intellektualität entwickeln sich aber auch hier, um einen Ausdruck von Erich Fromm zu Gebrauchen, eine "nektrophile Liebe" zu Alltagsgegenständen wie dem Computer. Eine schnelle CPU, viel RAM, eine grosse Harddisk und die neueste Grafikkarte (GPU) erfahren hier die Zuneigung der begeisterten Nutzer. Natürlich erfreue auch ich mich daran, wenn ich bei World of Warcraft mit mehr als 20 Frames pro Sekunde in Shattrath (http://www.thottbot.com/z3703) herumstehen kann und es selbst in den offenen Geländen der Höllenfeuer Zitadelle (http://www.thottbot.com/z3562) nicht ruckelt. Eine emotionale Beziehung zu einem Computer entwickle ich deswegen aber sicher nicht. Schlussendlich bleibt es für mich ein Werkzeug, das mir Unterhaltung und Freude, manchmal aber auch viel Ärger und schlaflose Nächte, bereitet. Mein erster Computer war unglaublich langsam. In einer Zeit, als 486er mit 40 MHz als Boliden galten, musste ich mit einer Hand voll MHz auf meinem IBM PC XT rumgurken. Hat man da in MS DOS 3.1 irgendeine Applikation gestartet, konnte man getrost die neueste Folge von Akte X - eine der besten Serien der 90er Jahre - gucken. Und eine Folge dauert knappe 40 Minuten! Beim zweiten Werbeblock, ich spreche also von der Ausstrahlung auf Pro 7, war die Kiste dann soweit. Und wollte man gar etwas komplexes Berechnen, damals waren aus heutiger Sicht eher primitive Polygon-Konstrukte und simple Shader-Effekte angesagt, konnte man zwischenzeitlich Super Mario World auf dem SNES durchspielen (inklusive der kompletten Star Road (http://youtube.com/watch?v=qB_X7ZlR0Qo)!) Aus heutiger Sicht vielleicht unbegreiflich, empfand ich diese Trägheit damals wie heute sehr angenehm. Zum einen sass ich stets mit der Akkustik-Gitarre meines Bruders vor dem PC. Immer wenn mal wieder 2-3 Minuten etwas geladen werden musste, klimperte ich auf dem verstimmten Ding herum. Ohne meine lahme Kiste hätte ich also nie dieses schöne Instrument spielen und schätzen (http://youtube.com/watch?v=Ddn4MGaS3N4) gelernt. Das Schönste, Beste und Schnellste ist also nicht immer Garant für das wahrlich stetig Gute.