Über meine grosse Liebe Marc Ruef | 09.06.2008 Es gibt nur eines, was ich uneingeschränkt und mit voller Hingabe liebe: Die Logik. Warum? Sie ist hart aber fair. Und zwar immer, in jedem Fall. Schon immer habe ich die Logik gemocht. Nur in hochgradig emotionalen Situationen verzichte ich gut und gerne auf sie. In allen anderen Fällen ist sie jedoch mein treuer Begleiter. Mein Schutzengel und mein Mentor, der mir dabei hilft, schwierige Situationen mit Aufrichtigkeit und Stolz zu meistern. Und auch wenn ich die Situation nicht meistern konnte, muntert sie mich auf und sagt: "Du hast, jedenfalls unter Anbetracht der vorliegenden Informationen, das Richtige getan." Je intensiver ich mich mit klassischer Logik, der Aussagenlogik und der Prädikatenlogik, auseinandersetze, desto schwieriger wird sie. Nein, ich muss mich korrigieren. Die Logik selbst ist immer einfach. Schwierig ist es jedoch, die komplexen Sachverhalte dieser Welt in die formalen Zustände zu bringen. Wie schaffe ich es, aus einer komplexen Situation einen simplifizierten Ausdruck der Form ((A && B) || C) zu erhalten? Um diese schwierige Aufgabe in richtiger Weise angehen zu können, habe ich mir einige "Text Books" gekauft. Die vorzugsweise im universitären Umfeld genutzten Bücher führen den Leser eben genau auch auf dieser Ebene in die Schönheit der Logik ein. Es wird also nicht nur über Junktoren und Quantoren gesprochen, sondern auch die Verknüpfung zwischen der realen und der abstrahierten Welt. Die richtige Welt ist manchmal unglaublich schwierig zu verstehen. Und gerade dann, wenn einem die Logik dabei helfen sollte, kann sie sich in negativer Weise einbringen. So sei die folgende Situation gegeben: "Ein Ehepaar ist beim Einkaufen. Die Parkuhr für ihr Autor wurde für eine Stunde bezahlt. Mittlerweile sind jedoch zwei Stunden vergangen. Soll nun rasch zum Auto gegangen werden, um einer drohenden Busse zu entgehen?" Ein möglicher informaler Gedankengang wäre folgender: "Da das Auto nun schon eine Stunde unbezahlt parkiert war, ist die Chance gross, dass schon eine Busse (A1) vergeben wurde. Ist dies der Fall, kann keine zweite Busse (!A2) vergeben werden. So lohnt es sich nun nicht mehr zu hetzen (!B). Wurde hingegen keine Busse (!A1) vergeben, wird dies wohl auch nicht in den nächsten fünf Minuten geschehen. Also kann man auch in diesem Fall gemächlich zum Auto gehen ohne zu hetzen (!B). (((A1 && !A2) || (!A1)) => !B)" Wunderbar. Es scheint ja schon vorgegeben, dass man nicht zu hetzen hat. Doch nun könnte folgender informaler Gedankengang dagegengehalten werden: "Das Auto war zwar eine Stunde unbezahlt, doch könnte bisher noch keine Busse ausgesprochen worden sein. Wird nicht gehetzt, müssten fünf Minuten bis zum Erreichen des Autos erwartet werden. Die Busse (A) könnte nun aber in der vierten Minute vergeben werden. Wird gehetzt (B), kann vorher das Auto erreicht und damit die Busse abgewendet werden (!A). Zudem zeigt man damit den Respekt vor dem Gesetz (C). (((A || !A) && C) => B)" Oh Nein, wir haben zwei gleichwertige logische Betrachtungen, die sich jedoch diametral entgegengesetzt verhalten. Was nun? Es werden mehr Informationen benötigt, um eine Verhältnismässigkeit erarbeiten zu können. Wie wichtig ist einem die Busse (emotional, juristisch, finanziell)? Wie hoch ist die Polizei-/Kontrolldichte zur aktuellen Stunde und im Zielgebiet? Statistische Grundwerte helfen also dabei, die finale Entscheidung treffen zu können. Nun, hat man sich über all die Grunddaten und ihre Abhängigkeiten Gedanken gemacht, hat man wohl mittlerweile den Parkplatz erreich, erfreut sich daran, dass man keine Busse erhalten hat und kann endlich nach Hause fahren. Viele Probleme lösen sich also auch, ohne dass man lang und breit über sie nachdenkt.