Ich mag das iPhone und Apple nicht! Marc Ruef | 14.07.2008 Ja, ich mag das iPhone nicht. Wieso? Da gibt es viele Gründe. Der nüchternste ist, dass es nur ein Stück Elektronik ist, mit dem man eher unspektakuläre Dinge machen kann. Telefonieren zum Beispiel. Oh ja, man kann damit auch ins Internet. Aber das konnte ich auch schon mit meinem Nokia 9100, das ich vor über 10 Jahren gekauft hatte. Und auch mit dem 9110, das ich rund zwei Jahre spaeter gekauft hatte. Und mit dem 9210, das ich ebenfalls kaufte, aber nach zwei Monaten kaputt machte, weil es nonstop abstürzte. Ach ja, und mit all den anderen Highend-Gadgets, wie sie zum Beispiel sehr schön (ästhetisch und technologisch) durch HTC vorangetrieben wurden. Ich habe es also schon "gesehen", wie es ist, mit einem multifunktionalen Handy herumzulaufen. Überall Emails lesen, überall Surfen, überall Fotos anschauen, überall Musik hören. Sehr gut. Doch brauch ich das? Nein, eher weniger. Ich bin an einem Arbeitstag rund 10 Stunden im Büro und habe dort einen ADSL-Anschluss, den ich von meinen 3 Rechnern aus bedienen kann. Am Abend nach Hause brauche ich rund 45 Minuten und dann hab ich wieder Internet. Und zwar über eine 10 Mbit Leitung, an der ich 7 Rechner angeschlossen habe. Wieso sollte ich auch noch unterwegs Internet und einen "Rechner" dabei haben? Sowas brauch ich nicht, wie viele andere auch nicht. Eine wirkliche Abneigung gegen das iPhone selbst habe ich eigentlich nicht. Die Software-Ergonomie dessen ist zum Beispiel wirklich hervorragend. Es sind viel mehr die Evangelisten, die religiösen Fanatiker, die das kleine Stück Elektroschrott mit Leib und Seele verteidigen ... Die gehen mir auf die Nerven! Da hört man dann normale Leute darüber schwärmen, wie toll das iPhone und Apple doch seien. Hakt man dann nach, was denn so gut am Gerät ist, dann kriegt man eine eher sinnentleerte Antwort wie "es ist einfach cool" zu hören. Ja, genau: Ich kaufe mir Dinge, weil sie cool sind!? Auf welcher Ebene diskutieren wir hier denn? Als Paris Hilton auf dem geistigen Niveau eines Kleinkinds? Die Apple-Jünger lassen sich buchstäblich von ihren heraufbeschworenen Göttern verarschen. Bestes Beispiel ist das MacBook Air (http://www.apple.com/de/macbookair/). Es wurde als absolutes Non-Plus-Ultra und unübertrumpfbare Neuerung heraufbeschworen. Eine Kollegin quasselte mich am Tag des Launches den ganzen Abend damit voll, wie toll das Ding doch sei (was tut man nicht alles für Sex?). Nach einiger Zeit wies ich sie lächelnd darauf hin, dass ich vor etwa 4 Jahren ein Toshiba Portégé R200 (http://www.notebookcheck.com/Toshiba-Portege-R200.665.0.html) mit den gleichen Abmessungen gekauft habe. Und, hat es mich glücklich gemacht? Hat es mich cool gemacht? Nein. Aber das wusste ich auch schon, bevor ichs gekauft habe. Denn ich hatte es gekauft, weil ich es brauchte und nicht weil ich es nur wollte. Ursprünglich waren es die Geeks und Nerds, die sich an Gadgets wie dem Nokia Communicator, RIM BlackBerry oder ASUS EeePC erfreut haben. Die hatten wenigstens ein bisschen technische Ahnung davon, warum sie die Dinger "cool" fanden. Manche von ihnen haben gar ein SDK organisiert und ihre Spielsachen selbst erweitert. Heute sind es aber die "trendigen" Leute, die irgendwelche gehypte Massenware vergöttern: Keine Ahnung von der Technik und sich dennoch dank dieser wichtig fühlen? Tja. Ich sehne mich ein bisschen danach zurück, als ich am morgen auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn noch schief angeguckt wurde, als ich mit Kopfhörern die ersten Folgen von CSI: Las Vegas auf meiner alten PSP geschaut habe. Nein, nicht weil ich mich damals wichtig gefühlt habe. Sondern weil ich wusste, dass ich mir damit Komfort und mit diesem einen Mehrwert erschlossen habe. Darum soll es schliesslich gehen. Und nicht um sozialen Status. Es widert mich buchstäblich an, wenn Leute sich durch ihren Besitz definieren. Und die iPhone-Jünger tun schlussendlich nichts anderes mit ihrem bescheuerten Gehabe.