Das ewige Sein: Ein Rückblick in die Zukunft Marc Ruef | 29.09.2008 Ich muss gestehen, dass ich mein Leben grundsätzlich sehr spannend finde. Mit absoluter Sicherheit kann ich behaupten, dass mein Leben spannender ist, weder das der meisten anderen Menschen. Es gibt immerwieder interessante Dinge, die an mich herangetragen werden, so dass ich eigentlich fortwährend zu intellektueller Akrobatik, die ich natürlich sehr mag, verleitet werde. Irgendwo durch bin ich also doch Sportler, wenn auch nur bedingt ausserhalb meines Kopfes. Eigentlich würde ich mich selbst nicht als typischen Techniker bezeichnen. Der typische Techniker neigt nämlich dazu, mit bewusst und stolz auferlegten Scheuklappen durchs Leben zu schlendern. Alles was ihn interessiert, ist sein Steckenpferd. Meistens ein streng in sich abgeschottetes Fachgebiet: Linux, Oracle, Voice-over-IP, UMTS - Die typischen Dinge, mit denen man definitiv nicht das Herz einer Frau für sich gewinnen kann (jedenfalls nicht in einer verrauchten Bar). Mich mögen diese Dinge zwar auch interessieren, doch erfreue ich mich nebenher auch noch an anderen, eher untypischen Dingen: Sprachwissenschaften (http://www.computec.ch/projekte/textrecon) im Allgemeinen oder die klassische griechische Philosophie im Speziellen. Aber auch wirtschaftliche Aspekte, wenn auch eher aus soziologischer denn aus rein betriebswirtschaftlicher/kapitalistischer Sicht, beobachte ich mit aufmerksamem Geiste. Früher sagte ich immer, dass ich mich freue, bei meinem Leben dabei sein zu dürfen. Schliesslich gibt es jeden Tag eine neue Episode. Ein Mix aus der wirren Komik von Scrubs, der sozialkritischen Ironie aus den Simpsons, dem intellektuellen Spiel aus CSI: Las Vegas und die zynische Schwermütigkeit aus House M.D.. Und immerwieder gibt es ein Season-Finale, bei dem etwas komplett Unerwartetes, manchmal zwar Verwirrendes, schlussendlich aber immer (rückblickend) "Schönes" passiert. Wie jeder aufmerksame und für seine Lieblingsserie mitfiebernder Zuschauer frage ich auch mich manchmal, wie wohl der Höhepunkt der nächsten Serien-Staffel ausschaut. Vielleicht wird ein neuer Charakter eingeführt (so wie Megan Reeves bei Numb3rs)? Oder die Vielschichtigkeit des Hauptdarstellers wird ihm zum Verhängnis (so wie bei Jack Bauer in 24)? Oder es stellt sich einfach heraus, dass die Serie doch nicht so schlecht ist, wie zu Beginn angenommen (so wie bei Bones)? Bei einem Gespräch mit einem Kunden, ein vor der Pensionierung stehender Chief Security Officer eines Telekommunikationsunternehmens, redeten wir darüber, was aus mir wohl in 20 Jahren werden würde. Er zweifelte daran, dass ich mich auch weiterhin so tief in der Technik bewegen würde. Dies läge wohl an der Schwerfälligkeit, die das Alter so mit sich bringt. Es schein für ihn unmöglich, dass jemand mit 50 Jahren auch noch aktiv Penetration Tests durchführt. Ich ergriff die Opposition, obschon ich mir deren Richtigkeit nicht wirklich sicher schien. In meinem Freundeskreis hat es sich zum Running-Gag entwickelt, dass mich die Leute bei jeder Begegnung fragen, wann mein nächstes Buch herauskommt. Dies geschieht oftmals auch in Gesellschaft, wenn Leute dabei sind, die gar nicht wussten, dass ich gerne Bücher schreibe. Diese fragen dann immer etwas verdutzt, worüber ich den schreibe. Meine Antwort beginnt stets mit "über Computer", wobei ich dann selbstironisch anfüge, dass dies das einzige ist, worüber ich was weiss und deshalb in meiner Wahl gefangen bin. Das stimmt aber nicht wirklich, denn eigentlich weiss ich nichts über Computer. Aber ich weiss etwas über logische Zusammenhänge und Deduktionen. Schlussendlich liegt mir also jedes Gebiet nahe, welches auf diese Grundlagen der Logik zurückgreift. Vielleicht denke ich in 20 Jahren über die Realisation möglichst effizienter Autokreuzungen nach. Oder ich schreibe ein Buch darüber, wie man virale Werbung in elektronischen Medien platziert. Oder ich sitze einfach irgendwo und habe nichts mit Computern und Logik zu tun. Wer weiss: Die letzte Season hat ja noch lange nicht angefangen - Hoff ich jedenfalls ...