Wie Informatik im Alltag helfen kann Marc Ruef | 19.10.2009 Nicht jeder, vor allem die ältere Generation, kann der Informatik und Computern ihren Nutzen abgewinnen. Nicht selten hört man spöttisch, dass man mit Computern doch nur jene Probleme lösen würde, die man ohne sie gar nicht hätte. Wehmütig hängt man dem Büro von früher nach - keine Rechner, keine Drucker, keine Emails -, in dem eigentlich alles so perfekt war, wie es auch nur sein konnte. Schon mit jungen Jahren habe ich angefangen Geschichten zu schreiben und zu programmieren. Beides davon habe ich auf uralten Schreibmaschinen gemacht (zuerst eine mechanische, später eine elektronische ohne Speicher). Und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie man in mühseliger Kleinstarbeit darum bemüht war, seine eigene Fehlbarkeit mit Tipp-Ex zu kaschieren. So toll war das damals, übrigens alles andere als papierlos, auch wieder nicht. Computer haben, setzt man sie denn richtig ein, ihren unausstechlichen Nutzen. Grosse Datenmengen zu verarbeiten, das überlasse ich mit viel Vergnügen einem Rechner. Eines Tages rief mich ein Freund an und beichtete mir, dass er bei seiner neuen Arbeitsstelle über Monate hinweg zu nachlässig war, alsdass er seine Präsenzzeiten schön artig im dafür vorgesehenen Excel-Dokument notiert hätte. Da er nun doch ein Mehr an Überstunden investiert hatte, wollte er diese aber gegen heissgebliebten Urlaub eintauschen. Doch ohne die Notizen zu seinen Präsenzzeiten fand er sich in einer unangenehmen Argumentationsnot wieder. Er erzählte mir dies beiläufig, ohne zu wissen, dass ich schon beim Zuhören eine Lösung im Blickfeld hatte. Ich fragte ihn, ob er denn jeweils nach Feierabend seinen Rechner herunterfahren und am nächsten Morgen wieder hochfahren würde. Er bestätigte dies. So erklärte ich ihm, dass Windows im Eventlog die Boot- und Shutdown-Zeiten notieren würde. Entsprechend könne man rekonstruieren, wann er jeweils ins Büro gekommen und wann er wieder gegangen ist. Meine Idee bestand darin, mit einer kleinen Software die entsprechenden Event-IDs aus dem Log auszulesen (in diesem Fall 6005 und 6006) und in eine Tabelle zu schreiben. Gleich das richtige Datumsformat definiert sollte er mit einem einzigen Copy&Paste alle Arbeitsstunden der letzten Monate nachtragen können. Für das Entwickeln des VBScripts, für systeminterne Angelegenheiten primitiver Natur effektiv die erste Wahl, brauchte ich rund 15 Minuten. Das Ansteuern der Eventlogs gestaltete sich halt nicht so einfach (WbemScripting.SWbemSink war mir neu), denn sonst hätten wohl 7 Minuten auch gereicht. Dennoch, nach kurzer Zeit konnte er das Skript herunterladen und erfolgreich ausführen. Durch die intelligente Nutzung des Computers konnte ich ihm Arbeit, Zeit und Ärger ersparen. Schliesslich konnte er nun mit dem regulär ausgefüllten Excel-Sheet zu seinem Chef gehen und dort über die Umwandlung der Überstunden in Freitage verhandeln - Als Anwalt sollte es nun seine Aufgabe sein, die gesetzlichen Bestimmungen des Arbeitsrechts zu seinen Gunsten auslegen zu können... Ich jedenfalls habe mich gefreut, dass es funktioniert hat. Ich hatte Spass dabei, mit dem Computer ein Problem zu lösen, das effektiv aus dem Alltag gegriffen wurde und einem mir lieben Menschen Bauchschmerzen bereitet hat. Solche Geschichten motivieren mich auch weiterhin in einem Bereich zu arbeiten, in dem Menschlichkeit leider nicht immer gross geschrieben wird. Mit Computern sollten wir nämlich versuchen effizient jene Probleme zu lösen, die wir damit auch effizient lösen können.