Anatomie (m)eines Blogs Marc Ruef | 12.07.2010 Obwohl ich mich als sehr neugierigen Menschen bezeichne, pflege ich relativ langsam in der Adaption neuer Technologien zu sein. Dies hängt weniger mit dem fehlenden Verständnis für Möglichkeiten zusammen. Viel mehr stehe ich neuen Mechanismen naturbedingt kritisch gegenueber, denn viele von ihnen können ihre Nützlichkeit erst mit einer gewissen technologischen Reife (z.B. Full-HD) bzw. einer sozialen Etablierung (z.B. Twitter (http://twitter.com/mruef)) entfalten. So kommt es dann auch, dass ich relativ spät den Weg zu Blogs (zu Beginn noch Weblogs genannt) gefunden habe. Erst im Jahr 2005 habe ich mit der Einführung der dynamischen Webseite angefangen - der Wechsel (http://www.computec.ch/news.php?item.1) folgte von HTML zu PHP - regelmässig Blog-Beiträge zu verfassen. Meine Zurückhaltung lag darin begründet, dass ich mir nur ungern wiederkehrende Arbeit aufhalsen wollte. Ich wusste nämlich, dass ein Blog nur dann bestehen kann, wenn es regelmässig neue Beiträge bereitzustellen in der Lage ist. Sodann gibt es nichts Schlimmeres als ein verwaistes Blog. Denn dieses hinterlässt bei den Besuchern einen unangenehmen Nachgeschmack, den man nur schwerlich wieder ändern kann. Blogger.com ist leider voll davon (http://www.google.de/support/forum/p/blogger/thread?tid=7e8be72325ce5628&hl=de). Ich musste mir also zuerst bewusst werden, in welchen Zyklen ich das Blog aktualisieren wollte und konnte. In der ersten Euphorie schiessen viele Schreiberline innert kürzester Zeit eine Vielzahl an Artikeln heraus. Viele sehr spannend, sehr aktuell. Doch irgendwann lässt die Luft nach, man hat keine Zeit und keine Lust mehr, die hohe Frequenz aufrecht zu erhalten. Meist nach 2-3 Wochen setzt dann schnell ein Umkehreffekt ein und viele Blogs laufen sich quasi abrupt tot. In einer produktiven Phase, in der man den Drang nach Schreiben verspürt, sollte man die Grösse besitzen, eine Publikation auch mal zurückzuhalten. Denn sehr schnell und unvorhergesehen kann eine Schreibunlust oder gar eine Schreibblockade einsetzen. Dann ist man sehr froh, kann man einige konservierte Beiträge aus der Schublade ziehen und muss sich nicht durch neue Zeilen quälen. Nicht selten habe ich 20-30 Beiträge (sowohl Fachartikel als auch Blog-Posts) auf Vorrat. Diese sind "zeitlos", behandeln also ein sehr generisches Thema. Vor einer Veröffentlichung gehe ich sie sodann nur noch kurz durch, um sie mit Verweisen auf aktuelle Forschungen und Geschehnisse zu bereichern. Und kämpft man wirklich mit einem unausweichlichen Engpass, kann man immer noch den Aktualisierungszyklus des eigenen Blogs ausdehnen (z.B. von einer zu zwei Wochen). Bei mir hat es sich nach einigen Wochen eingependelt, dass ich wöchentlich neue Beiträge online stelle. Dazu habe ich einen festen Tag, im Fall von computec.ch ist dies der Montag, festgelegt. Es scheiden sich die Geister, welcher Wochentag der Beste ist, um eine Publikation herauszugeben. Der Wochenanfang wird als Begrüssung der Leser aus dem Wochenende verstanden, die Wochenmitte als breit abgestützte Präsentationsplattform und der Freitag als Abschied in die freien Tage. Bei den verschiedenen Publikationen, die ich herausgegeben habe, konnte ich auf Wochentage bezogen keine nennenswerten Vor- und Nachteile ausmachen. (Jedoch sind in den Sommermonaten - vor allem Juli/August - tendenziell weniger Leser zugegen.) Mit der Frequenz eines Blogs wird auch dessen Aktualität und damit indirekt auch der Inhalt vorgegeben. Werden Beiträge regelmässig im Wochenrhythmus herausgegeben, kann man nur schwerlich tagesaktuelle Geschehnisse kommentieren. Und so habe ich mich bewusst dagegen entschieden, auf computec.ch die unmittelbaren Neuerungen aus dem Umfeld der IT-Security zu behandeln (quasi im Stil von Slashdot (http://slashdot.org/)). Ungern bin ich an fremde Themen gebunden, fühle mich daduch in meiner eigenen Entfaltung eingeschränkt und einem zu strikten Diktat unterworfen. Stattdessen bin ich darauf bedacht, halt einfach in regelmässigen Abständen über Dinge zu schreiben, die mich interessieren, faszinieren und bewegen. In erster Linie sind es Erfahrungen aus meinem Berufsalltag, die ich gerne mit anderen teilen möchte. Nicht selten kommen Rückmeldungen, die mich in meinem Verständnis für eine Situation bereichern und damit meinen gegenwärtigen bzw. zukünftigen Handlungsspielraum erweitern können. Durch das Teilen meiner Sicht der Dinge erlange ich also die Möglichkeit, die Geschehnisse aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ebenso hat das Niederschreiben des Erlebten den wohlbekannten Effekt der Katharsis, wie man es vom klassischen Tagebuch her kennt. Meine Beiträge sind sodann meistens so aufgebaut, dass ich in einem ersten Absatz eine sehr persönliche Anekdote vortrage, die oftmals auf den ersten Blick nicht viel mit dem Thema IT-Security zu tun hat. Vielleicht eine Szene aus einem Familientreffen, von einem Konzert oder von einem Gespräch mit Freunden. Daraus leite ich dann eine Eigenschaft ab, die sich auf die Informations- bzw. Computersicherheit übertragen lässt. Und zum Schluss versuche ich meistens mit einem Augenzwinkern den Bogen zu schlagen, und wieder auf die Verknüpfung des besprochenen Problems mit dem Alltäglichen hinzuweisen. Das Anfangen eines eigenen Blogs ist also nichts Schwieriges. Man muss sich nur bewusst sein, was, für wen und wie man schreiben möchte. Ich schreibe über alltägliche Beobachtungen im Bereich der IT-Security, in erster Linie für Berufskollegen und interessierte Laien sowie in einer möglichst unterhaltsamen Weise. Das Lesen anderer Blogs kann dabei helfen, einen eigenen Stil zu finden. Ich selbst lese eine Vielzahl an deutsch- und englischsprachigen Blogs zum Thema und kann nur empfehlen, dort mal einen Blick reinzuwerfen: * Alles zum Thema Technik und IT-Security (http://www.google.com/reader/shared/user%2F01728392353219411192%2Flabel%2FIT%20Security) * Von mir empfohlene Blog-Posts (http://www.google.com/reader/shared/01728392353219411192)