Plagiarismus - Von der Kunst der Schande Marc Ruef | 20.09.2010 Ein Arbeitskollege sagte mal zu mir: "Wenn man etwas kann, dann erschafft man etwas. Ist man dazu nicht fähig, lehrt man die Dinge, die andere geschaffen haben. Und ist man auch hierzu nicht fähig, so kritisiert man halt die Dinge, die man weder selbst erschaffen noch lehren kann." Nicht alle wollen diese Entwicklung akzeptieren und so pflegt der eine oder andere, der des Schaffens unfähig ist, sich an dem Erschaffenen der anderen zu bereichern. Sodann entsteht Plagiarismus, bei dem man sich aus dem Angebot anderer bedient, es zu seinem eigenen Angebot macht und damit die Anerkennung einstreicht. Schon als Kind erschien es mir unverständlich, wie man sich ruhigen Gewissens mit den Federn anderer schmücken könne. Der psychische Druck, dass die eigene Augenwischerei irgendwann bekannt und damit die eigene Eingeschränktheit bewusst wird, war mir stets zu gross. Plagiarismus erfreut sich in einer multimedialen Welt grosser Beliebtheit. Da wird geklaut und kopiert, was das Material hergibt. Im Musikbereich ist es ganz legitim, die Beats und Hooklines alter Klassiker in einem Mash-up wiederzuverwenden, einen Song als Coverversion (http://www.coverinfo.de) (neu?) zu interpretieren oder durch ein Re-arrangieren einen Remix anbieten zu können. Solange schön artig die Tantiemen an die Rechteinhaber gezahlt werden, sind alle zufrieden. Auf Quellenangaben wird sodann gut und gerne verzichtet, um die aufgewärmte Suppe nicht als solches erscheinen zu lassen. In der Literatur ist das aber alles ein bisschen anders. Vor allem in der Fachliteratur gibt es klare (ethische) Regeln, wie sich auf die Werke anderer bezogen werden soll und darf. Das Urheberrecht und Zitatrecht spielt hier eine wichtige Rolle, um sich im rechtlichen Rahmen bewegen zu können. In der Regel darf etwas nachgebildet werden, solange es in den Kontext eigener Überlegungen gestellt sowie auf die Originalquellen verwiesen wird. Ich selbst begrüsse es sehr stark, wenn Fachpublikationen mit soliden Quellenangaben versehen sind. Diese können Grundlagen vermitteln oder auf weiterführende Arbeiten verweisen. Dem Leser wird damit eine Plattform geschaffen, sich sowohl mit vorangegangenen als auch mit gegenwärtigen Überlegungen auseinanderzusetzen. Eine Quelle muss sodann entweder historisch, fachlich oder lerntechnisch von Interesse sein, um die Qualität des eigenen Erzeugnisses steigern zu können. Doch nicht alle sehen das gleich. Der selbsternannte Worlds No. 1 Hacker (http://www.youtube.com/user/no1hacker) - namentlich Gregory D. Evans von LIGATT (http://attrition.org/errata/charlatan/gregory_evans/) - steht mitunter wegen Plagiarismus in der Kritik (http://attrition.org/errata/charlatan/gregory_evans/) (abgesehen von zwielichtigen Geschäften und einer provokativen PR-Maschinerie). So wurden eine Reihe von Tweets des Firmen-Accounts aus Handbüchern und Webseiten zusammengeklaubt (http://attrition.org/errata/charlatan/gregory_evans/ligatt03/). Und selbst das hochgradig umstrittene Buch besteht aus dutzenden Seiten von kopiertem Material (https://365.rsaconference.com/blogs/securityreading/2010/06/10/how-to-become-the-worlds-no-1-hacker) aus dem Internet. Computersicherheit ist eine der wenigen Wissenschaften, die zur Diskussion von sich selbst das diskutierte Medium verwendet. Sodann ist von den Teilnehmern dieses Fachbereichs ein hohes Mass an Medienkompetenz zu erwarten. Dass die Plagiarisierung durch Evans schnell und umfangreich auffallen würde, schien also klar. Umso mehr muss also anzunehmen sein, dass hier entweder ein sehr hohes Mass an Dummheit oder Dreistigkeit mitschwingt. Egal, welche der beiden Attribute es ist, Evans - der mittlerweile als Kim Schmitz der USA verschrien ist - erntet von mir für einen Grossteil seiner öffentlichen Auftritte nur ein Kopfschütteln.