Missverständnis Kim Dotcom Marc Ruef | 23.07.2012 Meine ersten Berührungspunkte (http://www.computec.ch/download.php?view.671) mit der Hacker-Kultur der frühen 90er Jahre waren gänzlich anders, als das, was man heutzutage als solche bezeichnen könnte. Damals hatte das Ganze etwas sehr familiäres. Man hat sich gefreut, wenn man jemanden kennengelernt hat, der sich ebenso für Technologien begeistern kann, wie man selbst. Klar, gab es auch da heftige Streitereien - Aber das alles spielte sich in diesem virtuellen globalen Dorf namens Internet (damals auch noch zu einem Grossteil im Usenet) ab. Jeder kannte jeden, irgendwie. Eine der Figuren, die einen unrühmlichem Platz in dieser Ära innehat, ist Kim Schmitz. Damals unter dem Pseudonym Kimble tätig, entwickelte er sich breitflächig zu einer Hassfigur in der Szene (http://arnold.babsi.de/KIMBLE.txt). Er log und betrog. Zuerst in kleinem Mass, um sich Anerkennung in der deutschen Hacker-Szene zu ertrügen (http://www.contramotion.com/updates/materials/kimble-19980323LGMUC.txt). Das Buch Hackertales (http://www.amazon.de/dp/3932170385) fasste die damalige Zeit um "Jumbo" sehr gut zusammen. Später manipulierte (http://www.netzwelt.de/news/90461-hintergrund-eigentlich-kim-schmitz.html) er in grösserem Mass, um sein "Kimpire" aufzubauen und im Zuge der New Economy zu einem aufgeblasenen Millionär zu werden. Mehr als einmal hat er sich dabei übernommen. Mehr als einmal kam er in Konflikt mit dem Gesetz. Gewerblicher Betrug in ganz grossem Stil war es, das seine protzige Yacht (http://www.youtube.com/watch?v=NilRYB482FE) und seine teuren Autos (http://www.youtube.com/watch?v=fWSFtpP4Nbs) finanziert hat. Und irgendwann hat er es gar mit den Kriminellen vergeigt, mit denen er sich eingelassen hat. Die Flucht nach Hong Kong und später nach Thailand war die Folge davon. In der Heimat Deutschland haben manche gar schon gejubelt, dass man ihn endlich los sei. Doch so einfach ist das nicht. Im Zuge von Megaupload, über dessen Zusammenhang zuerst lange nur spekuliert wurde (http://www.focus.de/digital/internet/kim-kimble-schmitz_aid_137699.html), wurde er wiederum in das kollektive Bewusstsein katapultiert (http://heise.de/-1319097) - Mit einem neuen Namen, der selbstironischer nicht sein konnte: Kim Dotcom. Als Held wurde er gefeiert, da er einen beliebten Dienst anbot und sich gegen die Behörden stellte. Die Nachrichtenbeiträge waren tendenziell kritisch, man erinnerte sich an seine früheren Hochstapeleien. Die Benutzerkommentare auf den Nachrichtenportalen waren ihm gegenüber aber zu grossen Teilen positiv eingestellt. Von einem digitalen Robin Hood war die Rede (http://www.20min.ch/digital/news/story/22889576). Ich war traurig. Kim Schmitz ist alles andere, als ein Held des Volkes. Ich hatte Ende der 90er Jahre kurzen Kontakt mit ihm, als er sein Unternehmen Data Protect dem TÜV Rheinland verkaufen wollte. Einen lukrativen Job hat er mir in Aussicht gestellt. Ich lehnte dankend ab. Zu sehr hatte ich mitbekommen, wie er Leute regelrecht über den Tisch gezogen hatte. Seine GmbH meldete dann auch kurz darauf Insolvenz an. Immerwieder treffe ich Leute, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Entweder direkt als Angestellte oder als Partner. Alle berichten das Gleiche. Alle bestätigen meine Auffassung, dass Schmitz das pure Gegenteil eines Helden ist. Umso mehr schmerzt es mich zu sehen, dass er den medialen Trick geschafft hat, sich von einer vornehmlich jungen Generation als Freiheitskämpfer feiern zu lassen. Damals (http://www.youtube.com/watch?v=PgvgwEFkbXA) wie heute (http://www.youtube.com/watch?v=pF48PjCtW4k) stellt er sich gerne als Opfer der Umstände dar. Nein danke, da verzichte ich liebend gern auf solche Helden. Gute Vorbilder, die genau den edlen Gegensatz eines schmierigen Kim Dotcom verkörpern, gibt es zu genüge. Ihm auch nur einen Deut Aufmerksamkeit oder Hochachtung zu schenken, ist kaum (https://twitter.com/mruef/status/227253034856636416) das Richtige.